
Hamburg
Im Frühjahr 2025 hat Kienbaum eine neue Fläche Am Sandtorkai in der Hamburger Hafen City bezogen: ein spannendes Areal, wo die prägnanten Backsteingebäude der alten Speicherstadt unmittelbar neben modernster Büroarchitektur, einer Schule und einem neueren Wahrzeichen der Stadt – der Elbphilharmonie – stehen.
Hier erzählen die Gebäude von der Geschichte und den internationalen Beziehungen der Handelsstadt und zeugen gleichzeitig von dem Bekenntnis zu einer modernen Kunst- und Kulturmetropole.
Das Kienbaum Büro befindet sich in einem Bau mit einer großen Fensterfront zur Speicherstadt. Auf einen Blick dominieren das Backstein-Rot der Gemäuer wie auch das Kupfer-Grün der Dächer. Bei der Ausgestaltung der Innenräume wurden diese Farben auch in den Boden- und Wandfarben aufgenommen. Die Kunst ist ein weiteres Element für das Zusammenspiel von Außen und Innen, denn auch wir hatten unsere Freude bei der Installation Bezüge zu einer Farbe oder einer Struktur aus dem unmittelbaren Umfeld zu nehmen.
Im Eingangsbereich hängen drei kleinformatige Arbeiten der Künstlerin Julia Gruner (*1984). Es sind farbintensive abstrakte Bilder, die mit ihren Schlieren, Farbsprenklern und Farbverläufen an makro- bzw. mikroskopische Aufnahmen erinnern. Julia Gruner lotet in ihrer künstlerischen Arbeit die Grenzen des Mediums Malerei aus. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist hierbei die experimentelle Erforschung des Materials Farbe – als eines der zentralen Elemente von Malerei – in ihren chemischen, physikalischen und materialästhetischen Eigenschaften. Dabei fließen naturwissenschaftliche, kunsthistorische und wahrnehmungstheoretische Überlegungen genauso in die Arbeit ein wie alltägliche Dinge.
Die drei Arbeiten gehören zu ihrer Werkserie Domestic Paintings: Für diese erstellt Julia Gruner hochaufgelöste Scans von Haushaltsflüssigkeiten und -materialien. Ihr Interesse gilt den Farben und den Eigenheiten von z. B. Zahnpasta, Mundwasser, Shampoo, Speiseöl, Frischhaltefolie oder auch Putzhandschuhen. Aus den großen Scans wählt die Künstlerin Ausschnitte aus, die für sie als eigenständige Kompositionen funktionieren. Einen Eindruck von der Vielseitigkeit der großformatigen Scans vermittelt auch ein Stück Wandarbeit im Aufenthaltsraum, wiederum nur ein kleiner Ausschnitt aus einer 13 m langen Tapete, die anlässlich der Erscheinung ihres Kienbaum Artists‘ Books Universal Azo Fizz in Köln installiert war.
Neben dem Empfangstresen hängt eine Malerei in einem sehr ungewöhnlichen, schmalen Format. Es ist ein sogenanntes Narrow Bar Painting des amerikanischen Künstlers Michael Venezia (1935-2025). Er entwickelte diese in den 1970er Jahren und brachte somit etwas Neues in die Kunst ein. Durch die Reduktion der Bildfläche auf einen schmalen Streifen komprimiert der Künstler diese, was sich gleichermaßen auch auf die Blickbewegungen des Betrachters auswirkt: anstatt das Bild in seiner Höhe und Breite mit dem Auge abzutasten, konzentriert sich der Blick nur noch auf eine Linie wie auf einen Horizont. Dieses Bar Painting ist in Silbertönen gehalten, eigentlich eine „Nicht-Farbe“, die demnach nicht aus sich heraus strahlt oder leuchtet, sondern vielmehr das Licht und die Umgebung reflektiert.
Michael Venezia ist einer der ersten, der in den späten 1960er Jahren die Verwendung der Farbsprühpistole für die Malerei einsetzt. Das Reizvolle für Künstler bei der Benutzung der Farbsprühpistole ist, dass sie selbst die Leinwand nicht berühren müssen, um Farbe aufzutragen. Die Farbe gewinnt Eigenständigkeit ohne das direkte Einwirken des Künstlers. Zwar setzt sich Venezia selbst vorab Regeln, wie und wo er die Farbe auftragen möchte, eliminiert dann fast gänzlich das Handschriftliche des Pinselduktus, macht Luftdruck und unplanbaren Reaktionen der Farbpigmente auf dem Träger sichtbar.
Während andere befreundete Künstlerkollegen wie Dan Flavin und Donald Judd, sich gänzlich von der Malerei abwendeten, entschied sich Venezia ganz für dieses Medium und schuf Werke mit für die Malerei konstituierenden Merkmale wie Farbauftrag, Textur und Prozessualität und trug somit zu einem malerischen Kapitel in der vorherrschenden Minimal Art bei.
Carl Ostendarp (*1961) zählt zu einer Gruppe amerikanischer Künstler, die zum Kern der Sammlung Kienbaum gehören. Kennzeichnend für Ostendarp sind große, einfarbige Farbflächen, in die er vereinfachte figurative Elemente oder auch Schriftzüge setzt. In der Tradition der Pop Art schöpft er für seine Motive aus der Alltagskultur: er entlehnt seine Bildsprache des Comics und greift auch die charakteristischen Lautmalereien auf. Seine Bild im Besprechungsraum Michel zeigt zwei stilisierte Hände in unterschiedlichen Grüntönen vor einem pastellig lilafarbenen Hintergrund. Auch wenn die Hände so isoliert vor dem neutralen Hintergrund stehen, assoziiert der Betrachter Bewegung: ein Winken, Klatschen oder Ineinandergreifen.
Der französische Künstler Bernard Frize (*1949) ist bekannt für seine serielle Arbeitsweise. Er entwickelt systematische Verfahren, bei denen der Malprozess vorab festgelegten Regeln folgt, anstatt spontane Entscheidungen zu treffen. So definiert die Größe einer Leinwand z.B. auch die Größe des verwendeten Pinsels. Er nutzt dünnflüssige Acrylfarben, die in einem Zug aufgetragen werden, ohne spätere Korrekturen oder Übermalungen. Bernard Frize versteht den Pinsel vielmehr als einen Behälter, der eine gewisse Menge an Farbe enthalten kann. Während seines Malprozesses versucht er die im Pinsel enthaltenen Farbe aufzubrauchen, bevor er neu ansetzt. Der reine Malakt geschieht in kürzester Zeit, die Vorbereitungen und Einschränkungen durch die selbstgesetzten Regeln bilden den eigentlich künstlerischen Arbeitsprozess.
Auch seine Malerei mit dem Titel Abouti (2006) im Besprechungsraum Elbphilharmonie ist geprägt von den sich überlagernden Farbstrukturen und einem prozesshaften, mechanisierten Malstil, den der Betrachter zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann. Durch die rhythmischen Pinselstriche, leuchtenden Farbverläufe und die Wiederholung von Formen entwickeln sich eine fast meditative Wirkung auf den Betrachter.
Richard Allen Morris (*1933) ist als Künstler Autodidakt. Während seiner Dienstzeit auf einem amerikanischen Flugzeugträger brachte er sich das Malen mithilfe von Kunstbüchern und Magazinen selbst bei. Trotz seiner langjährigen Karriere bleibt Morris eine relativ unbekannte Figur in der breiten Öffentlichkeit, wird jedoch sehr geschätzt von Kennern der zeitgenössischen Kunst und vor allem von anderen Künstlern. Richard Allen Morris arbeitet oft mit Acrylfarben und verwendet Techniken wie das Auftragen und Abkratzen von Farbe, um komplexe Texturen zu erzeugen. Dabei integriert er häufig auch Alltagsgegenstände wie z.B. Zeitschriften, Nägel, Schreibwarenartikel und andere nicht-traditionelle Materialien in seine Werke. Gleichzeitig greift er die verschiedensten Strömungen der Kunstgeschichte auf. Seine Werke sind oft abstrakt und erforschen Themen wie Form, Farbe und Textur, wobei sie manchmal subtile narrative Elemente oder humorvolle Anspielungen enthalten.
Zwei Arbeiten von Richard Allen Morris sind im Hamburger Büro installiert: Whitman’s Heart (1963) im Feed and Meet und Magic Wand (1970) im Mitarbeiterbereich.
Bei Whitman’s Heart ist ein herzförmiges Papier auf einen Holzträger montiert. Dabei greift der Werktitel die Herzform wie auch den Schriftzug auf. Morris benutzt häufig Titel, die Bezüge zu Musik, Literatur oder Alltagskultur nehmen. Bei dem Name „Whitman“ klingt eine Mehrdeutigkeit an: Denn damit kann einerseits an den einflussreichen amerikanischen Lyriker erinnert werden, der in seinem Hauptwerk, Leaves of Grass (Grashalme) Alltägliches en Detail beschreibt. Anderseits wurde das Papier aus einer Pralinenschachtel der Firma Whitman entnommen. Als erste Schokoladenfirma verpackte Whitman Schokolade in Cellophan und war somit Vorreiter für viele anderen Firmen.
Eine andere Anekdote kann zu Morris‘ Verwendung dieses Materials geführt haben. Denn vermutlich hat er miterlebt, wie das US-amerikanische Militär während Kriegszeiten mit Whitman‘s Schokolade beliefert wurde. Bereits während des Ersten Weltkrieges wurden Millionen von Tafeln an US-Stützpunkte verschifft und auch während des Zweiten Weltkrieges begannen weibliche Angestellte von Whitman’s, ermunternde Worte den Packungen beizulegen und an die Front zu schicken.
Auch seine Arbeit Magic Wand (1970) lebt von dieser Verbindung von reduzierten, einfachen Materialien und einer weiteren narrativen Ebene. Diese Arbeit ist im Mitarbeiterbereich zu sehen.
Von dem amerikanischen Künstler David Reed (*1946) versammelt die Sammlung Kienbaum über dreißig Werke aus sämtlichen Schaffensphasen, darunter Schlüsselwerke und ausgesprochen seltene Arbeiten aus dem Frühwerk. Neben großformatigen Bildern gehören dazu auch seine Zeichnungen und Studien, die parallel zu seinen Malereien entstehen, dann aber als eigenständige Werke gelten wie auch seine Color Study # 32 im Flur oder Color Study #17 im Fokuskabinett 3.
David Reed ist ein Maler, der sich intensiv mit der Malereigeschichte auseinandersetzt. Er interessiert sich z.B. sehr für spanische und italienische Barockmalerei, studiert intensiv die verwendeten Farben und wie mit diesen eine bestimmte Stofflichkeit – ob Samtmantel oder gefalteter Stoff – erzielt wird. Seine Werke haben die Erscheinung von schnell gemalten Bildern, dahinter liegt aber ein langwieriger Prozess. Einen guten Eindruck in die Arbeitsweise von David Reed gibt sein Kienbaum Artists‘ Book von 2008. In diesem hat der Künstler erstmals seine Arbeitszeichnungen veröffentlicht.
Im Flur hängt eine großformatige Papierarbeit von Jorinde Voigt (*1977). Das Werk der in Berlin lebenden Künstlerin nimmt in der Sammlung Kienbaum eine besondere Stellung ein. Jochen Kienbaum hat bereits zu Beginn ihrer Karriere Kunstwerke erworben und sammelt sie bis heute. Mittlerweile gehört Jorinde Voigt zu einer etablierten Position in der Kunstszene, sowie im Markt. Ihr werden regelmäßig große und auch internationale Einzelausstellungen gewidmet, zu denen die Sammlung Kienbaum über die Jahre immer wieder Werke als Leihgaben beigesteuert hat. Jorinde Voigt hat eine Bildsprache entwickelt, mit der sie die Wahrnehmung von Raum, Literatur oder auch z.B. Musik in Zeichnungen übersetzt. Zur Analyse der Wahrnehmung wählt sie eigene Parameter, die dann in feinen Linien und Notationen in die Zeichnung übertragen werden.
Die Arbeit 31 Views Red + Pink, 2011 gehört zu der Serie der Views on Chinese Erotic Art, in der sich die Künstlerin angeregt durch eine Ausstellung des Museum Dahlem in Berlin mit chinesischer erotischer Kunst aus dem 16. bis 20. Jahrhundert auseinandersetzt. In den dort ausgestellten Bildern wurde der erotische Liebesakt explizit dargestellt, doch sind die Kulissen und Requisiten so kunstvoll ausgeführt, dass der pornografische Inhalt in den Hintergrund tritt.
Stattdessen geben die Werke einen Einblick in die chinesische Kultur und geben Aufschluss über Interieur, Kleidung, Mode, Frisuren und Gartengestaltung.
Die Künstlerin interessiert sich aber vor allem für die formalen Merkmale wie Farbe und Form der chinesischen Darstellungen und überträgt diese mit farbigem Papier in Collagen. In der Serie wiederholt und variiert sie die Farben und Formen bis sich für Voigt charakteristischen Merkmale der betrachteten Bilder herauskristallisieren. Die Künstlerin fügt handschriftliche Notizen hinzu, die die Farbflächen nach ihren selbstgewählten Parametern räumlich und zeitlich zu kontextualisieren scheinen. Voigts Collagen beschäftigen sich mit Fragen des menschlichen Bewusstseins, der Sprache, der Kognition, der Intuition und der Assoziation. Die Künstlerin erforscht, wie Informationen in Bildern gespeichert werden und auf welche Weise sie visuell mit ihrem Gegenüber kommunizieren. Jorinde Voigt nummeriert die einzelnen Blätter der Serie und stellt sich somit in die chinesische und japanische Maltradition, in der Hunderte von Ansichten ein und desselben Motivs entstanden, wie zum Beispiel 100 Ansichten des Berges Fujii von Hokusai oder Yoshitoshis 100 Aspekte des Mondes.
Die großformatige Malerei im Besprechungsraum St. Nikolai des amerikanischen Künstlers Lawrence Stafford (*1938) ist 1969 entstanden, also zu einer Zeit als New York stark geprägt war von einer lebendigen, sich ständig wandelnden Kunstszene, in der immer neuen Kunstformen wie Performance und Videokunst entwickelt wurden. Die klassischen Gattungen wie Malerei und Bildhauerei wurden von Künstlerinnen und Künstlern in Frage gestellt und es wurde experimentiert, um auch dort neue Entwicklungen anzustoßen. Im Zuge der Minimal Art wendeten sich dennoch viele Künstler von der Malerei ab. Wie Micheal Venezia blieb Lawrence Stafford der Malerei verbunden und verwendete für seine Werke ebenfalls die Spritzpistole. So gelingt es ihm Farbe in dünnen Lagen auf die Leinwand zu bringen, dass ein sanfter, unscharfer Eindruck entsteht. Völlig ohne Fokus fällt es schwer den Blick zu konzentrieren, man versinkt in dem Farbfeld wie beim Hören von Musik oder auch dem Betrachten des Meeres.
Wie Lawrence Stafford oder Michael Venezia nutzt Katharina Grosse (*1961) ebenfalls die Farbsprühpistole für ihre Malerei. Doch während sich ihre Vorgänger noch auf den klassischen Bildträger begrenzten, ist Katharina Grosse bekannt für ihre raumgreifenden Malereien, bei denen sie mithilfe der Spritzpistole Gegenstände, Stoffe und ganze Räume besprayt. Sie verfolgt somit eine zu Venezia diametrale Herangehensweise. Sie löst die Malerei dadurch nicht nur vom klassischen Träger Leinwand, sondern erweitert sie in den Raum hinein und greift damit gleichermaßen die Qualitäten des Tafelbildes, der Skulptur und der Architektur auf. Sie gehört zu einer der international erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen.
In dem Besprechungsraum St. Nikolai hängt eine kleine Auflagenarbeit der Künstlerin mit dem Titel Tie a Tie (2013). Diese Edition ist als Beigabe zu einer Publikation, die das bisherige Werk Katharina Grosses zusammenfasst, entstanden. Die Künstlerin hat dafür eine orangefarbene Krawatte an der breiten Krawattenspitze mit verschiedenen Farbnuancen besprayt. Durch die Installation in einem Bürogebäude, hat es die recht kleine Arbeit geschafft – mit den Assoziationen die sie weckt, wie auch Erwartungen, die sie irritiert – zu Diskussionen zu führen. Aber eben das kann die Kunst leisten und ist Jochen Kienbaum ein Anliegen: Sie ist Impuls den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu wagen und sich mit anderen Herangehensweisen auseinanderzusetzen, was dazu führen kann eigene Verhaltensweisen und Denkmuster zu hinterfragen und darüber ins Gespräch zu kommen.
Jochen Kienbaum hat Katharina Grosse bereits zu Beginn ihrer künstlerischen Karriere gesammelt. So sind zwei sehr frühe Malereien, zu diesem Zeitpunkt noch auf Leinwand, in die Sammlung gekommen. Eine davon hängt aktuell am Standort Frankfurt. Im Jahr 2017 wurde diese frühen Arbeiten in Kooperation mit dem Kunstraum FUHRWERKSWAAGE in Köln ausgestellt. Anlässlich dieser Ausstellung ist eine kleine Edition entstanden, die nun im Mitarbeiterbereich neben der Arbeit von Beat Zoderer hängt. In einem kleinen quadratischen Rahmen sind alte Wiegekarten der ehemaligen Fuhrwerkswaage mit einem kleinen Push-Pin befestigt, den Katharina Grosse wiederum besprüht hat. So ist eine sehr persönliche kleine Arbeit entstanden, die die Geschichte des Ausstellungsraums wie auch die Arbeit der Künstlerin vereint.
Beat Zoderer (*1955) arbeitete erst als Hochbauzeichner in verschiedenen Architekturbüros bevor er dann ab 1979 als freischaffender Künstler Installationen, Skulpturen, Wandobjekte, Papierarbeiten und Collagen schuf. Oft ist kunstfernes Material, das er aus Baumärkten oder Schreibwarenläden bezieht, Ausgangspunkt für sein Kunst. Im Mitarbeiterbereich hängt eine fast quadratische Holzplatte, auf die verschiedenfarbigen PVC Schlaufen gelegt sind. Die Schlaufen überlagern sich und sind, wie
Fäden, ineinander verwoben. Während sich die Schlaufen an den Rändern verdichten, werden sie zur Mitte hin lichter. Durch diese Anordnung, aber auch durch den Abstand der planen Platte zur Wand, entsteht trotz Flächigkeit eine erstaunliche Dreidimensionalität. Die wir hier in Kombination mit der farbigen Wand noch zusätzlich verstärken konnten. Beat Zoderers Werk bewegt sich dabei zwischen Oberfläche und Objekt, zwischen Skulptur und Installation.
Gereon Krebber (*1973) ist bekannt für seine skulpturalen Arbeiten, die er aus alltäglichen Materialien wie Gelatine, Beton, Frischhaltefolie, Styropor und Papier formt und die häufig auf die Umgebung oder den Ausstellungsraum reagieren. Im Mitarbeiterbereich hängen sieben gerahmte Blätter, die mit Punkten in unterschiedlichen Grüntönen mal dicht mal verstreut beklebt sind. Diese Arbeiten sind aus einer Installation entstanden, die während der ART COLOGNE 2009 zu sehen war. Dort hatte Krebber die Wände eines der Messeüblichen weißen Kuben mit mehr als 250.000 grünen Klebepunkten versehen. Diese temporäre Architektur und auch das Konzept des White Cube als lange idealisierte Präsentationform für zeitgenössische Kunst wurde somit zum Kunstwerk selbst deklariert.
Nach Ende der Messe wurde ein Teil der Wand abgelöst und als Papierarbeiten gerahmt. Insbesondere im Kontext einer Präsentation auf der Messe werden mit den farbigen Punkten für den Kauf reservierte Werke assosziiert. Eigentlich für die Akteure des Kunsthandels eine positive, wenn auch nicht definitive Markierung. Dennoch gab der Künstler dieser Installation den Titel Osmophob, was so viel wie die Angst bzw. Abneigung vor dem eigenen oder fremden Gerüchen bedeutet. Offen ist, ob der Titel auch als ein kritischer Kommentar auf den Kunsthandel verstanden werden kann.