Peter Zimmermann | vis – à – vis

Eine Ausstellung im Kienbaum Headquarter

Das 17. KIENBAUM ARTISTS‘ BOOK „swipe“ wurde vom Künstler Peter Zimmermann entwickelt. Anlässlich des Erscheinens wurden im Kienbaum Headquarter Werke von Peter Zimmermann gezeigt. Die Ausstellung „vis-à-vis“ stellt ältere Werke aus der Sammlung Kienbaum neueren Leihgaben des Künstlers gegenüber. 

Die frühen Arbeiten gehören zu den „Book Cover Paintings“ und entstanden Mitte der 90er Jahre. Die neusten Werke sind Teil einer Serie von Ölbildern, an der der Künstler seit 2014 arbeitet. Die Ausstellung „vis-à-vis“ umfasst also die künstlerischen Anfänge wie das aktuelle Schaffen von Peter Zimmermann.

Über das künstlerische Werk

Zimmermanns Werke sind eine konsequente und andauernde Auseinandersetzung mit Reproduktionstechniken und der Frage, wie diese unseren Umgang mit Bildern bestimmen und unsere Wahrnehmung verändern.

Zimmermann arbeitet als Maler, Medien- und Objektkünstler. Bekannt wurde er um die 1990er Jahre mit der Serie der „Book Cover Paintings“, zu denen auch die Arbeiten „Interior Design“, „Malewitsch“ und „Texte zur Theorie des Films“ in der Ausstellung gehören. Ende der 80er Jahre begann er die Buchdeckel von u.a. Atlanten, Kunstpublikationen, Reiseführern und Reclam-Heften mit Pigment und Epoxidharz auf Leinwand zu übertragen. Die Auswahl der Titel scheint auf den ersten Blick willkürlich, der Inhalt ist nicht unbedingt bekannt; jedoch stellen sich durch das Erscheinungsbild bei vielen eine Vertrautheit zu den Inhalten der Publikationen ein und es werden zahlreiche Assoziationen geweckt. Diese Arbeiten thematisieren die unterschiedlichen Wirkweisen von Text und Bild. Sie hinterfragen darüber hinaus das Verhältnis von Original und Abbild oder auch von Vorstellung und Abbild. In den „Book Cover Paintings“ wir das Buch oder vielmehr das gedruckte Wort in ein Bild übersetzt.

 

Durch die Wahl des Materials Epoxidharz beeinflusst der Künstler stark das Erscheinungsbild seiner Werke. Die teils transparenten Schichten lassen Überlagerungen und Tiefe zu. In der glatten Oberfläche spiegelt sich die Umgebung, lässt den Betrachter durch die Reflektion Teil des Kunstwerks werden. Gleichzeitig verhindert der Farbauftrag mittels Epoxidharz die persönliche Handschrift des Künstlers nachzuvollziehen. Rückwirkend wird aber genau die Verwendung von Epoxidharz wie ein Erkennungszeichen.

In den 90er Jahren führte eine fehlerhafte Übertragung einer digitalen Abbildung eines seiner Werke dazu, dass Peter Zimmermann für seine Bildfindungen auf ein digitales Archiv von eignen und fremden Bildern zurückgreift. Diese werden am Computer verändert und verfremdet und dienen als Vorlage für seine abstrakten Malereien, wie z.B. „Slow Motion“oder auch die Edition „Mechanism“.

Auch die Ölbilder basieren auf digitalen Vorlagen. Eine Bildbearbeitungs-App (Paint-it) hat den Künstler zu der neuen Art des Farbauftrags inspiriert. Bei den Ölbildern wird die Farbe mit der Fingerkuppe aufgetragen. Der Farbauftrag steht im starken Kontrast zu den früheren Epoxidharz-Bildern. Während bei diesen der Pinselduktus, die persönliche Handschrift des Künstlers, als charakteristisches Merkmal der Malerei bewusst vermieden wurden, bringt der Farbauftrag mittels Finger etwas unmittelbar Haptisches und Malerisches zurück. Gleichzeitig ist diese Geste einer Handbewegung entlehnt, die heute eher im Umgang mit digitalen Bildern in Verbindung gebracht wird, dem „swipen“ über die Touchscreens der Notebooks oder Smartphones. Die Vielzahl der Fingerbewegungen mit denen das Öl auf die Dibondplatte aufgetragen wird, kann auch für die hohe Frequenz stehen, mit der wir durch Bilder und Information „swipen“.

KIENBAUM ARTISTS‘ BOOK | 2023

Die intensive Auseinandersetzung Peter Zimmermanns mit digitalen Bildern und der Übertragung ins Analoge zeigt auch sein KIENBAUM ARTISTS‘ BOOK.

„swipe“ gewährt Einblick in den Arbeitsprozess und die Inspirationsquellen des Künstlers. Als eine Art Sketchbook versammelt es u.a. Vorlagenmaterial, Ideenskizzen für Ausstellungsprojekte und Bildentwürfe.

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